WIE ICH ZUR GEFAHR FÜR EURE OMAS WURDE

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Meine Freundin Claudine ist der einzige mir bekannte Mensch, der in vier unterschiedlichen Oktaven lachen kann. Sie schnarrt, japst und gluckst – dabei klingt sie wie ein John Deere-Traktor, der kurz vor dem Auseinanderfallen steht. „Irre. Komplett irre“, ruft sie mir immer wieder über den Rand ihrer Teetasse zu.

Was Sie erheitert? Eine Leserin hat sich bei mir gemeldet. Die machen das recht häufig, und das sollen sie auch. Ich habe Spaß daran. Meist. Diese Leserin aber hat in mir einen Feind der Gesellschaft enttarnt. Ein Monstrum, das sich in einer menschlichen Hülle verbirgt. Diese Geschichte beginnt mit ihrem Mann, der mein Buch gekauft hat.

Hätte er das doch bloß nicht getan:


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Deutsche Omas werden von ihren Enkelkindern über die Feiertage an Angelhaken aufgehängt, weil sie die Methodik meines Serienmörders kopieren. Ich selbst habe als Kind mit Begeisterung Modellflugzeuge zusammengebastelt. Sicher hätte ich mich einer Erweiterung dieser Idee nicht verschlossen. Kreativität kann nur bewusstseinsfördernd sein.

„Lade die Frau doch mal zu ˋnem Punsch ein.“ Claudine lässt einen Zuckerwürfel in ihre Tasse fallen. Er versinkt in der rabenschwarzen Brühe. „Mal sehen, was das für eine ist.“

„Exzellente Idee. Vielleicht umarmen wir uns auf dem Weihnachtsmarkt unter einer Tanne und teilen uns Mandelkekse.“ Und später, viele Jahre später, wird sie mir zuraunen: „Du, weißt du noch … damals … diese Sache mit dem Angelhaken?“

Ohne Leser sind Autoren nichts. Wir gehören zusammen. Kaugummi pappt auch von allen Seiten, wenn wir ihn aus dem Mund nehmen. Übellaunige Verwandte sind da eben auch im Paket. Und das muss auch so sein. Lehrreich ist es immer.

Ein Leser hat mir einmal meinen ersten Thriller zurückgesandt – mit ausführlichen Anmerkungen am Rand. Er schlug mir verbesserte Tötungsmethoden mit diversen Maschinen vor. Um seinen interessanten Ideen (wie er meinte) Nachdruck zu verleihen, malte er sogar kleine Skizzen aufs Papier. Mit Kugelschreiber. Und mit festem, mit sehr festem, Andruck des Stifts. Ich musste sein Gekritzel mit einer Lupe entziffern, und war dann doch über den besonderen Detailreichtum seiner Konstruktionen erstaunt. Womöglich handelte es sich um einen pensionierten Ingenieur, der sich die stillen Stunden seines Rentnerdaseins versüßte. Klar, auf den verfluchten Tanztee im Altenheim hatte er null Lust.

„Komm, wir gehen einen Glühwein kippen.“ Claudine schlägt die Tasse auf meinen Tisch, der daraufhin heftig vibriert. „Wir wummern uns schön was in den Kopf.“

„Machen wir.“ Ich stehe ohnehin auf Realitätsfilter, die meinen stressigen Dezember in Watte packen. Gerne auch so viel, bis ich daran ersticke.

Ich wünsche euch schöne Feiertage. Und … tut mir den Gefallen – passt um Himmelswillen auf eure Omas auf.

Nur so.

7 Antworten zu “WIE ICH ZUR GEFAHR FÜR EURE OMAS WURDE

  1. Bei solchen Leserinnen kann man sich wirklich nur was in den Kopf wummern. 😆 Und ich habe übrigens grad bei der Lektüre deines Posts auch in vier Oktaven gelacht. 😉
    Hab eine gute und möglichst unbeschwerte Weihnachtszeit.

  2. Claudine ist wieder da! Wo war die so lange, hm?

  3. Köstlich 🤣, ich hätte gar nicht die Geduld, mich mit solchen Menschen abzudelgen😎

  4. Es heißt: „Des Alkis schöne Ausreden.“ 🙂

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